Wie klingt Appmusik auf der Bühne? Taugen Apps für Live-Performances? Musiker_innen stellen hohe Anforderungen an die Funktionsweise, die Handhabe und die Verlässlichkeit ihrer Instrumente. Alles muss im Augenblick entstehen, muss expressiv und gleichzeitig intim sein. Auf der MMM2017 stellen erfahrene Appmusiker ihre verschiedenen Ansätze in einem gemeinsamen Konzert vor.
Wir freuen uns riesig, euch einen weiteren Höhepunkt des internationalen Symposiums vorstellen zu können. Um die Bandbreite an Möglichkeiten des Musizierens mit Apps zu präsentieren, haben wir unter den Referent_innen gefragt, wer in einem gemeinsamen Konzert, in eine etwa 10-minütige Performance, etwas vorstellen will. Trotz der kurzen Vorbereitungszeit von 7 Tagen haben sich spontan eine ganze Reihe von Musikern positiv zurückgemeldet. In diesem Beitrag wollen wir euch die Protagonisten in Bild und Ton vorstellen.
Als Abschluss des internationalen Symposiums MOBILE MUSIC IN THE MAKING 2017 findet das Konzert „MOBILE MUSIC in Concert“ am 11. März im Appmusik Studio und im großen Vortragsraum statt. Dabei ist vorgesehen, dass das Publikum zwischen den Auftritten der Appmusiker von Raum zu Raum hin- und hergeht. Damit können lange Umbauzeiten und Soundchecks vermieden werden.
UPDATE: Wir haben das Konzert auf Video aufgenommen! Die Video-Aufzeichnungen der einzelnen Konzertbeiträge sind aktuell in Arbeit und werden in den kommenden Tagen in diesem Blog veröffentlicht.
Stay tuned…
Die Musiker des DigiEnsemble Berlin proben seit 2010 wöchentlich in der Universität der Künste Berlin – sie hatten so zu sagen Heimvorteil. Sie sind das erste professionelle Tablet-Orchester/Band und spielen seit 2011 regelmäßig Konzerte auf großen Konzertbühnen, Festivals sowie auf Empfängen oder Preisverleihungen. Ihre Arbeit befeuert, dass die ausgebildeten Musiker aus ganz unterschiedlichen Genres kommen: Klassik, Rock bis Elektro. Ihr Repertoire umfasst musikalische Experimente als auch ein Show-Programm. Mehr unter www.digiensemble.de
Der Israeli Gad Baruch Hinkis ist seit 16 Jahren mit elektronischer Musik, Hip-Hop, Rap und als Sänger unterwegs. Er produzierte 15 Alben in dutzenden von Projekten und spielte bisher über 300 Shows weltweit. Seit 2009 lebt er in Berlin. Als Frontmann und Produzent der Band Dirty Honkers ist er verantwortlich für die maßgeschneiderten digitalen Instrumenten. Im Jahr 2013 gründete Gad das Künstlerkollektiv Polyjam, das auf interaktive Musikinstallationen spezialisiert ist und auf Veranstaltungen wie das Festivals TOA, Music Tech Fest und Jerusalem Film Festival zu erleben war. Heute ist er der Erfinder der App Polyjamer – ein soziales Musikkommunikationssystem für alle Altersgruppen. Mehr unter http://www.polyjam.de/polyjamer
Seit 2012 arbeitet der Musiker Martin Neuhold ausschließlich mit mobilen Devices und Apps. Dabei bewegt sich seine Musik zwischen Ambient und Downtempo bis hin zu Rock und Postrock (teilweise unter dem Alias „A Dark Object“). Inspiration bezieht er aus der Natur und der Umgebung, aber auch aus spirituellen Themen. Er hat bisher mehr als 20 Alben, auch in Zusammenarbeit mit verschiedenen anderen Künstlern, veröffentlicht. Bei Live-Performances – wie bei der MMM2017 – versucht er mit Improvisationen und Klanglandschaften die Zuhörer abzuholen und auf eine Reise mitzunehmen. Mehr Musik unter https://martinneuhold.bandcamp.com/
Seit 2012 produziert Michau da Silva aka 10op Musik mit Apps, die er zunächst als Ergänzung zu seinen Ableton-Projekten nutzte. Dabei stellen Apps auch in den Projekten wie Prima Dosis und Prima Musique eine Inspirationsquelle dar. Seine Musik nennt er Tropedelic und ist von verspielten Melodien mit dezenten Effektspielereien geprägt. Seinen ganz speziellen Stil in der Nutzung seines Repertoire an Apps konnte er auf mehreren Auftritten z.B. im Klunkerkranich und auf Privatpartys unter Beweis stellen. Seine am häufigsten benutzen Apps sind: nanostudio, samplr, triqtraq, korg gadget, polychord, turnado und thumbjam. Mehr unter https://soundcloud.com/10op
Der Musiker Hari Karam Singh ist Musiker und App-Entwickler. Dabei hat er sich auf bewegungsgesteuerte Möglichkeiten spezialisiert. Im Konzert spielt er seine aktuelle App „AC Sabre“ (deutsch: Säbel) mit der er den Computer als Klangerzeuger fernsteuert. Die App kann aber auch andere Apps wirkungsvoll steuern, wie er auf YouTube demonstriert. Mehr unter http://air-craft.co/
Seit 1985 beschäftigt sich Stefan Gisler mit elektronischer Musik. Im Jahr 2011, nach dem Kauf seines ersten iPads (iPad 2), veränderte sich die Welt des Musizierens für Stefan Gisler grundlegend. Nach ersten Testläufen entschied er sich in Zukunft Sounds nur noch von Tablets oder Smartphones zu verwenden. Keinen Computer mehr mit teuren Plugins und immer zu wenig CPU-Leistung oder Hardware schwer zum schleppen und immer wieder bald veraltet, sondern kleine handliche Geräte mit unendlicher Soundvielfalt und auch völlig neuen Möglichkeiten Sounds zu erzeugen und zu manipulieren.
2013 spielte er sein erstes iOS-Konzert im Rahmen der Abschlussprüfung seines Schulmusik-Studiums. Ende 2014 kam die erste EP “Pad World” auf den Markt. Seit dem hat er auch zig Videos auf YouTube veröffentlicht. Mehr Musik unter: http://stefangisler.com/music-projects/
PETER KIRN ist ein Musiker, Komponist, Medienkünstler und Technik-Autor. Er befasst sich mit Musik für (zeitgenössischen) Tanz, Musik für Tance Floors und experimentelle Projekte auch in Kooperationen mit Vera Kochubey, Robert Lippok, Benjamin Weiss (als NERK / KIRN, bei Snork Enterprises) sowie mit Imaski und Alchemic Harm. Peter Kirn ist Autor der bekannten Tech-Blogs CDM, Mitentwickler des MeeBlip Open Source Synthesizers, Urheber verschiedener offener Technologieplattformen inklusive des MusicMakers Hacklab und leitet das Plattenlabel Establishment.
Auch das bekannte Künstler-Kollektiv Herrmutt Lobby aus Belgien hatten sich sowohl als Referenten als auch als Performer für das Abschlusskonzert angemeldet. Seit 1997 haben die einzelnen Mitglieder der Gruppe auf verschiedenen Labels veröffentlicht – DUB, Studio! K7, Vlek, Eat Concrete, Thin Consolation, Catune. Neben der Musik haben sie auch verschiedene Softwares, Controller und Apps entwickelt und gebaut; darunter die Musikapp Beatsurfing und PlayGround. Mehr unter https://herrmuttlobby.com/
Aufgrund der Streiks auf den Berliner Flughäfen versuchten sie es leider vergeblich nach Berlin zu gelangen. So mussten sie schweren Herzens leider noch absagen. Einen imposanten Eindruck liefert dieses Video auf YouTube:
Jakob Haq ist in der Appmusik-Szene bekannt durch seine Musikapp-Tutorials. Im Konzert wollte er ein Live-Set vorstellen. Leider ist durch die Streiksitutaion auch dieser Beitrag ins Wasser gefallen, denn er musste einen Abend früher als geplant abreisen. Trotzdem waren wir glücklich über seine Session-Beiträge auf der MOBILE MUSIC IN THE MAKING 2017 und hoffen auf einen baldigen Besuch wieder in Berlin. Auf seinem Youtube-Channel findet ihr viele weitere Live Performances.
Wir hoffen dieses einmalige LineUp wird dem Anspruch gerecht, einen stilistischen Überblick über die Praxis von Live-Auftritten mit Apps zu geben. Aber sicher gibt es noch mehr spannende Vertreter_innen. Kennt ihr noch weitere erfahrene Musiker_innen, die mit Apps regelmäßig auf der Bühne stehen? Empfehlungen und Links zu Videos nehmen wir dankbar im Kommentarbereich entgegen. Vielleicht sind sie dann beim nächsten MOBILE MUSIC in Concert dabei… 🙂